Klipsch Forte, Stand-Lautsprecher

Welche Händler auch aktuell Klipsch bei Ihnen zuhause präsentieren, erfahren Sie hier.

Seit über 70 Jahren arbeitet ein Boxenhersteller im US-Bundesstaat Arkansas mit wenig Marketing-Quatsch, viel Physik – und großem Erfolg: Klipsch ist längst Kult. Und das aus gutem Grund, wie die Standbox Forte III eindrucksvoll unter Beweis stellt – erwartungsgemäß mit unglaublicher Dynamik, zugleich aber mit verblüffender Ausgewogenheit


von Bernhard Rietschel

3-Wege-Standbox mit hohem Wirkungs-grad und leicht gerichteter Schallabstrah- lung im Mittelhochton. Erhältlich als Standardversion in schwarzer Esche, Kir- sche, Eiche und Walnuss für 4400 Euro pro Paar sowie als (technisch identische) Special Edition in mattschwarzem Lack oder Kalifornischer Eiche für 4700 bzw. 5000 Euro pro Paar

1945 meldete Paul Wilbur Klipsch das Patent für jenen legendären Lautsprecher an, den wir heute als Klipschorn kennen – und auch noch kaufen können, mit über 70 Jahren Modellhistorie als uneinhol- bar ältestes noch neu erhältliches HiFi-Pro- dukt. Wer je ein Paar dieser mächtigen Eck- hörner in korrekter Aufstellung und mitpassenden Verstärkern erlebt hat, wird sich ein Leben lang an diesen Moment erinnern – und an die Musik, die damals lief.

Beim Autor dieses Tests war das Rory Gallagher, die Anlage ein iPod auf einem bil- ligen Class-T-Verstärkerdock: Nie zuvor und nie wieder danach stand eine Bassdrum solebensecht im Hörraum, sang Gallaghers Vox AC30 so livehaftig – und das ganz ohne Esoterik und Hightech-Schwurbel: Mit der Heritage-Baureihe, die neben dem ’Orn ak- tuell noch die Modelle La Scala, Cornwall und Heresy enthält, verhöhnt Klipsch die Gesetzmäßigkeiten des HiFi-Marktes, wo Modellwechsel, Pseudo-Innovationen und immer neue Designtrends das Geschäft ankurbeln. Paul Klipsch hatte ein griffiges Wort dafür, das er auch auf Buttons und T-Shirts drucken ließ: Bullshit.

Die zahllosen Besitzer jahrzehntealter Heritage-Modelle stimmen dem gerne zu. Was im Heritage-Programm jedoch lange fehlte: eine Box, die nicht wie Klipschorn, Scala und Cornwall die Grundfläche eines Arbeitszimmers einnimmt, jedoch – anders als die fast bassfreie Heresy – richtig tief runterkommt. So etwas gab es mal, aber nur kurz: unter dem Namen Forte, von 1985 bis 1995. In dieser für Klipsch-Begriffe lächer- lich kurzen Produktionszeit avancierte die Forte zum beliebtesten Klipsch-Modell, verschwand dann aber vom Markt, der zunehmend Surround-Sets verlangte und magersüchtige singende Bleistifte.

Nun ist die Forte als MkIII wieder da.

Wie alle Heritage-Boxen handgemacht in Hope, Arkansas, mit fast den gleichen Pro- portionen wie ihre Vorfahrin, also mann- haft breit, dafür keine 30Zentimeter tief. Das gedrungene Format kommt üblichen Aufstellgepflogenheiten entgegen, entsteht aber unmittelbar aus den technisch-akusti- schen Anforderungen des 3-Wege-Speakers. Denn verzerrungsarme Dynamik im Bass- und Grundtonbereich bekommt man nur mit reichlich Membranfläche und großvolu- migem Gehäuse. In diesem Fall mit einem ausgewachsenen 30er-Tieftöner mit Papp- membran und Gewebesicke, der wie alle Chassis von Klipsch selbst gefertigt wird. Unterstützung bekommt der

Bass durch eine Passivmembran mit kapitalen 38 Zentimetern Durch- messer an der Rückwand. Mit- tel- und Hochtonbereich übernehmen Hörner, deren Geometrie mit modernen Akustik-Tools neu entwickelt wurde und die durch mächtige Druckkammertreiber mit Titanmembran energetisiert werden.

Wer Klipsch von früher kennt, dürfte beim ersten Hören der Forte III überrascht sein, denn die neuen Hörner haben jegli-che Neigung zu Verfärbungen und Vorder- gründigkeit komplett abgelegt. Das Tim- bre der Forte III wirkt warm, seidig und natürlich wie das eines audiophilen Kompaktmonitors – hat aber nichts von der legendären Schnelligkeit und explosiven Dynamik eingebüßt. So entsteht der Klang völlig mühe- und ansatzlos wie aus dem Nichts, schälen sich dynamische Schattierungen aus dem Mix heraus, die vorher nicht existent schienen, und neh- men Drums, Gitarrenverstärker, aber auch der Korpus eines Konzertflügels verblüffend realistische Proportionen an. Die Forte III ist ein Lautsprecher, der Origi- nallautstärke ohne Kompression ermöglicht – sie bleibt in diesem Punkt nur knapp hinter der großen Schwester Cornwall, ist aber tonal ausgewogener als diese.

Noch eindrucksvoller als ihre enormen Pegelfähigkeiten ist aber die Leichtigkeit und Agilität, mit der die Forte III musi- ziert, und die in eklatantem Kontrast zu dem gravitätischen Äußeren steht. Nahezu jeder andere Lautsprecher wirkt danach zuerst mal lahm, gequält und lustlos, und zwar auch und gerade bei Zimmerlaut- stärke.

Wer nun angesichts des Preises grübelt, sei beruhigt: In einigen Jahren ist der Betrag vergessen und die Forte III gerade mal richtig eingespielt.

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