Clearaudio Performance DC, Plattenspieler

Welche Händler auch in der aktuellen Corona-Krise Clearaudio bei Ihnen zuhause präsentieren, erfahren Sie hier.

Die meisten Tests lesen sich wie Spaziergänge im high-fidelen Paradies: Alles ist schön und wohl klingend. Dabei sind blumige Beschreibungen allenfalls die Kür, mit einem Pflicht- programm gehen seriöse Autoren zunächst auf Fehlersuche. Darüber liest man wenig bis nichts. Lüften wir den Schleier und berichten am Beispiel des Clearaudio Performance DC im hübschen »rose gold« Outfit vom harten Test-Alltag. Komplett kostet der Spieler 4500 €.

Der in Erlangen gefertigte Plattenspieler von Clearaudio gehört zur seltenen Spezies von Drehern, die neben den obligatorischen Geschwindigkeiten auch noch die »High-Speed-Variante« von 78 Umdrehungen die Minute offeriert. Abgespielt werden damit allerdings in erster Linie (… gibt es überhaupt eine zweite?) Schellack-Oldies aus der Zeit vor der Vinyl-Ära. Nice to have.

Von einem Herrn namens Susumo Arima dürften die wenigsten Leser schon jemals etwas gehört haben. Auch der Autor weiß so gut wie nichts über den Japaner, gerade mal so viel, wie auf dem Plattencover zu lesen ist. »Super Touch«, eine eher sperrig interpretierte Solo-Piano-Scheibe aus dem Jahr 1977, musikalisch »na ja«, aber aufnahmetechnisch »ola«, zählt zu den Platten, die bei vielen Lauf-werk-Tests eine besondere Aufgabe zu erfüllen haben.

Direct-to-disc von JVC Der Direktschnitt markierte in den späten 1970er Jahren den Höhepunkt der damaligen Aufnahme- Kunst. Statt, wie üblich, Musik auf ein Ton- band zu transferieren, mühten sich die Musiker, eine komplette Plattenseite fehler- frei und in einem Stück auf eine – eben – direkt geschnittene Matrize einzuspielen. Technisch nicht trivial, musikalisch schon eher. Denn nur ein klitzekleiner Fehler reichte, um eine Aufnahme komplett zu verwerfen und wieder neu zu starten. Der ungewöhnlich dynamische und insbeson- dere bei den Impulsen so beherzt zupa- ckende Klang ließ die wenigen, prinzipbe- dingt streng limitierten Direktschnitte zu beliebten Sammler-Objekten werden. Wer das Alter hat und sich in die Zeit zurück- beamen kann, der weiß, welche Funktion diese Scheiben anno dazumal eigentlich hatten: So – kein Witz – stellte sich der HiFi-Fan die digitale Revolution vor, nur ohne Knistern, Knacken und Rauschen.

Das an energiegeladenen, teilweise bizarr brutalen Klavier-Anschlägen nur so strotzende »Super Touch« lag auf dem Teller des PerformanceDC.Der erste Härtetest, der für das Gespann »Tonarm und Abtaster«, fiel erstaunlich souverän aus. So neigte das MC-System »Concept« selbst im Grenzbereich nicht zu Verzerrungen, was damit auch dem Drehtonarm »Tracer« ein gutes Zeugnis ausstellte. Im Vergleich zu anderen Laufwerken mit deutlich höheren Preisschildern (… hallo, wir berichten übers Pflichtprogramm )wirkte die Wiedergabe impulsreicher Musik etwas runder und weicher. Das darf man getrost als Charaktereigenschaft werten – und zwar als gute. Dabei behielt der Performance DC die Spannung im musikalischen Vortrag Herrn Arimas, wusste gekonnt Pausen zu setzen und Spannungsbögen aufzubauen. Damit, Härtefall Nummer 2, beleuchten wir, welche Aussage »Super Touch« über die Qualität des eigentlichen Laufwerks auszusagen wusste. Grob vereinfacht und dennoch richtig ist: Tiefe Töne, die ein Abtaster von der Rille liest, bremsen den Dreher. Ob mit Masse, elektronisch oder auf beiden Wegen, steuert das Laufwerk gegen und beschleunigt wohl dosiert, um am Ende die geforderte Soll-Drehzahl schnellstmöglich zu erreichen. Eine Prozedur, die man (leider) auch hören kann – insbesondere mit Klavier: Ein leichtes, aber wahrnehmbares »Jaulen« ist die Folge dieses Effekts. Mal mehr, mal weniger, aber–so weit es derAutor über lange Jahre hat beobachten können – zumindest in homöopathischen Dosen stets wahrnehmbar – selbst bei einer Über-Legende wie dem seligen Ur-Goldmund Reference.

Die Limits des Riemen-Antriebs Das ist – mit Verlaub – der Nachteil des Riemen-Läu- fers, der ansonsten hinsichtlich potenzieller Störabstände die Messlatte gegenüber anderen Varianten darstellt. Wie schlug sich der Performance DC in dieser Disziplin?Susumu Arima hätte womöglich den Jaul-Effekt überhaupt nicht bemerkt, da er unerwartet gering ausfiel. Was wiederum für eine bemerkenswerte Ingenieurs Leistung, Fertigungstiefe und Qualitätskontrolle des Familien-Unternehmens spricht. Gestartet als Spezialist für edle Tonabnehmer entwickelte sich die von Peter Suchy gegründete Manu- faktur tatsächlich zu einem geachteten Glo- bal Player für komplette Plattenspieler. Dabei schaffen sie, was der Mitbewerb weitgehend schuldig bleibt: Neben unfassbar aufwendigen Traum-Objekten (wie dem Modell »Statement« ), ambitionierten Präzisions-Maschinen à la Performance DC, legen sie auch Plattenspieler wie den »Emotion« auf, dessen Preis-/Klang-Verhältnis ungläubiges, da positives Staunen hervorrufen dürfte.

Die Zielgruppe fest im Visier 

Für wen ist der Clearaudio Performance DC, ausgestattet mit Drehtonarm Tracer sowie der Moving- Coil-Cartridge »Concept«, denn nun die beste Wahl? Die Antwort darauf fällt simpel aus: Für Musikliebhaber mit einer weit gefächerten LP-Sammlung, die stets auf der Suche nach Neuem allen Genres zugeneigt sind, die Bigband-Sound genauso schätzen, wie sie die Oper lieben, die heute Heavy-Metal und morgen Richard Wagner hören.

Kurz: Für alle diejenigen, die Musik von der Schallplatte wegen der Musik und nicht (oder nicht nur) wegen der brillanten Auf- nahmetechnik erstehen. Entdeckungs-Reisende, die sich auf ihren musikalischen Pfaden nicht ablenken lassen wollen von einer Komponente, die stetig nach Kontrolle, Justage, Wartung, kostspieligen Upgrades etc. »schreit« .

Dieses gute Gefühl vermittelt dieser filigrane und gleichzeitig auch robuste Dreher. Nach unzähligen Plattenseiten, diversen Umzügen innerhalb der Hörräume, checkte der Autor mit Stethoskop, Lupe und »Super Touch« den Performance DC ein letztes Mal: Tatsächlich, alle mechanischen Parameter waren noch »voll auf dem Punkt«. Nur der Klang hat sich verändert, zum noch Besseren.

Dem »Concept« sollte man eine gehörig lange Einspielzeit gönnen, erst nach rund zwanzig Stunden in den rotierenden Rillen entfaltet er seine ganze Kraft, Lieblich- und Herrlichkeit. Der Performance DC von Clearaudio oder »nomen est omen« .

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