KEF LS 50 Wireless, Aktiv-Lautsprecher

Welche Händler auch zu Zeiten der Corona-Pandemie KEF bei Ihnen zuhause präsentieren, erfahren Sie hier.

HiFi für die Streaming-Generation versprechen die Wireless-Aktivboxen LS50 von KEF. Zwei platzsparende Lautsprecher, die Sonos und Co. in die Schranken weisen sollen. Und tatsächlich überzeugen die Briten mit einem klaren, sehr räumlichen Klang. Wer die LS50 erleben darf, greift wohl so schnell nicht wieder zu Massenware.

Patrick Boch

Aktiv-Posten: Die LS 50 kostet in der Wireless-Option 2.300 Euro.

Früher war bekanntlich alles besser. So konnte ich in den späten 80er-Jahren für den Gegenwert von 2500 Euro eine Stereoanlage zusammenstellen, die zwar günstig, aber klanglich trotzdem solide war.

Heute wird diese Preisklasse von basslastigem Einheitsbrei dominiert – leider mit der Betonung auf Brei. Wer HiFi sucht, greift im Normalfall zu Einzelkomponenten. Ver- ständlich, denn für die integrierten Systeme von Sonos und Co. scheint klanglich vor allem ein Motto zu gelten: »Bass, Bass, wir brauchen Bass!« KEF stemmt sich diesem Massentrend mit der LS50 Wireless Edition entgegen und verspricht HiFi- Klang für gut 2000 Euro. Und nicht nur das: Ganz dem Zeitgeist verpflichtet, sind die Aktivlautsprecher per App steuerbar. Selbst die Zuspieler sind optional, die KEF streamen direkt von Tidal, Spotify und Co.

Der Name LS50 Wireless ist allerdings etwas irreführend, denn ganz ohne Kabel geht es dann doch nicht. Da sind natürlich die Stromkabel, zusätzlich werden die beiden Lautsprecher – für HiFi-Fans etwas ungewöhnlich – mit einem Netzwerkkabel verbunden. Es empfiehlt sich übrigens, ein zusätzliches Kabel in petto zu haben – je nach Raumgröße und Aufstellort sind die mitgelieferten drei Meter Netzwerkkabel schnell ausgereizt.

Zuspieler wiederum lassen sich analog über Cinch oder digital über optische Kabel oder USB anschließen. Lästiges Strippenziehen vermeidet KEF bei der Entgegennahme von Bluetooth-4.0- und WLAN-Signalen. Vorbildlich löst KEF die Einrichtung per App. Die Verbindung mit dem heimischen WLAN herzustellen, erfolgt ohne Probleme. Sinnvoll ist die Anpassung des Klangs abhängig vom Aufstellort. Die grundlegende Einstellung, ob die Boxen auf einem Ständer oder auf einem Regal stehen und ob die Boxen frei oder vor einer Wand stehen, lässt sich an den Boxen selbst einstellen.

In der App gibt es dann noch feinere Einstellmöglichkeiten, die man durchaus nutzen sollte – es sind zwar Nuancen, aber in unserem Set-up konnten wir durch leichte Anpassungen den Klang hörbar verbessern. Über die App lassen sich die KEF auch steu- ern – wer nicht immer zum Smartphone greifen will, kann stattdessen die beigelegte Fernbedienung verwenden. Letztere liegt gut in der Hand, bietet die wichtigsten Funk- tionen und führt die Designsprache der LS50 konsequent fort.

Technisch ist also alles vorhanden, was das Streamingherz begehrt. Unter der Haube geht KEF in die Vollen. Die wesentlichen Komponenten wie der Uni-Q getaufte Treiber versehen auch in der Passivvariante der LS50 ihren Dienst. Die aktiven LS50 ent- halten zusätzlich Digitalwandler und eine eigene 230-W-Verstärkung. Und zwar nicht, wie bei aktiven Stereolautsprechern sonst üblich, in einer Master-Slave-Anordnung, stattdessen ist die Elektronik in beiden Boxen verbaut.

Die ungewöhnliche Technik soll natürlich vor allem klanglich überzeugen. Einen »überraschend räumlichen Klang« verspricht KEF–und genau das fasst die Qualitäten der aktiven LS50 gut zusammen. In unserem relativ kleinen Testraum erschufen die LS50 eine eindrucksvolle Bühnenakustik. So er- zeugt das Intro des »Piano Man« von Billy Joel zu Beginn direkt das Gefühl, ein Flügel stünde im Raum, und einige Zeit später glaubt man, mit Billy und seinen Gästen in der Bar zu sitzen, es fehlt eigentlich nur der tonic and gin. Dabei schaffen es die britischen Lautsprecher trotzdem, alle Instrumente klar voneinander abzugrenzen. Einziger Nachteil dieser deutlichen Trennschärfe : Gerade bei älteren Aufnahmen wie »Sound of Silence« von Simon and Garfunkel spielen sich die hohen Töne gerne zu stark in den Vordergrund, was auf Dauer etwas anstrengend sein kann.

Dafür schaffen es die KEF selbst bei großer Lautstärke, die Trennschärfe beizubehalten, wie zum Beispiel bei »Too Many Puppies« von Primus. Eine parallel eingesetzte Sonos scheitert an dieser Aufgabe grandios und vermischt den dominierenden Bass unauflöslich mit der einsetzenden Gitarre. Ganz anders KEF: Den Briten gelingt es sogar, das markante Becken-Intro im Laufe des Liedes immer wieder in Erinnerung zu rufen – und sogar eindeutig verortbar zu machen. So stelle ich mir Räumlichkeit vor.

Aber nicht nur in puncto Trennschärfe und Räumlichkeit wissen die KEF zu über- zeugen. Das Bassproblem hatte ich ja eingangs angesprochen. Leider bedeutet die Basslastigkeit heutiger Lautsprecher auch, dass Mainstream-Musik entsprechend abgemischt ist. Ältere Songs klingen auf diesen Systemen dann oft dünn. Paradoxerweise sind es gerade die Genres, die auf viel Bass- unterstützung angewiesen sind, die unter diesem Phänomen am meisten zu leiden haben. Und gerade hier übertrifft sich die LS50. Bei der gemeinsam von Run DMC und Aerosmith veröffentlichten Version von »Walk This Way« wird erst so richtig deutlich, wie gut sich die Stimme von Aerosmith- Frontmann Tyler und die lakonischen Verse von Run DMC ergänzen. Vor allem aber klin- gen die tiefen Töne knackiger und druckvol- ler, als ich das selbst von meiner Bose Sound- touch gewohnt bin. Da ist es fast absurd, dass KEF optional noch die Anbindung eines Subwoofers vorsieht. Für unseren kleinen Raum wäre das definitiv zu viel, wer die KEF jedoch zur Vertonung des Fernsehbildes nutzt und die Tiefen physisch in der Magengrube spüren will, kann einen separaten Subwoofer durchaus in Betracht ziehen.

Spaß machen die KEF LS50 Wireless in jedem Fall. Moderneres HiFi gibt es wohl nirgendwo für relativ günstige 2300 Euro. Ganz ehrlich muss ich sogar gestehen, dass die Aktivboxen besser klingen als meine immer noch in Gebrauch befindliche Anlage aus den 80ern. Aber genauso soll es sein: Wer sich ernsthaft mit HiFi befasst, sollte alle Angebote der einschlägigen Elektronikmärkte links liegen lassen und stattdessen in die KEF LS50 Wireless investieren.

Die Briten schaffen es, die Anforderungen und Wünsche der Streaming-Generation in zwei Aktivlautsprechern umzusetzen, und verbinden dies mit feinster HiFi-Tradition. Das beginnt bei Einrichtung und Bedienung und setzt sich besonders beim Klang fort, der sich kaum Schwächen erlaubt – vor allem die Räumlichkeit überzeugt auf der ganzen Linie. Kurzum: Wohlklingendes HiFi-Streaming im modernen Gewand – die LS50 Wireless sind uns eine Empfehlung mehr als wert.

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